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“1. Geriatrie Symposium” Medizin der Zukunft für ältere Menschen

26.03.2019

“1. Geriatrie Symposium” Medizin der Zukunft für ältere Menschen

Bilder: Am besten wäre es, wenn nicht so viele Pflegefälle entstehen

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Die Geschäftsführerin des Städt. Krankenhauses im Gesundheitspark Maria-Hilf Brilon Sonja G.Drumm konnte anlässlich des Geriatrie Symposiums „Das geht uns alle an!“ einen vollen Saal im Bürgerzentrum Kolpinghaus in Brilon begrüßen. Geriatrie (Altersheilkunde, abgeleitet aus dem griechischen geron = Greis und iatros = Arzt) ist die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen. Der Spezialist für die Behandlung älterer Menschen ist der Geriater. Sie fragte die anwesenden: „was verbinden wir mit dem Thema Geriatrie und was ist das Alter?“ Die Antwort gab sie gleich selbst: „Wir können glücklich sein so alt zu werden. Wir sprechen nicht über Krankheit, sondern darüber was wir tun können um gesund älter zu werden und zwar durch a) Gehirnjogging und b) uns aktivieren.“

Früher fand das Altern in der Großfamilie statt und wurde positiv gesehen, während heute gejammert wird über Pflege und Pflegeplätze. Die Geschäftsführerin stellte Teile des neugestalteten Krankenhausbereiches vor und ließ in einer Filmsequenz Patienten über ihr Befinden berichten. Es war erfreulich, dass sehr viele Brilonerinnen und Briloner dieser Informationsmöglichkeit gefolgt waren. Der große Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt, so dass einige Besucher das Programm stehend verfolgten. Ein umfangsreiches Vortragsprogramm wurde den Interessierten geboten.

1. „Qualität in der geriatrischen Versorgung“ von Prof. Dr. med. Hans Jürgen Heppner – Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie

Zu Beginn seiner Ausführungen stellte er die Frage: „lohnt es sich über das Thema zu reden?“ Um dann die Besucher gedanklich auf einen Weihnachtsmarkt zu locken. „Gehen sie über den Weihnachtsmarkt und zählen sie die Kinderwagen und die Rollatoren.“ Die heute geborenen Mädchen werden zu 50 Prozent über 100 Jahre alt werden. Nicht nur in den älter werdenden Mädchen, sondern in der älter werdenden Gesellschaft liegt die Begründung für den Redebedarf.

Was ist Qualität? Sie gliedert sich in drei Bereiche. a) Strukturqualität beinhaltet z. B. Kompetenz und Fachlichkeit. Die zu beantwortende Frage lautet: Machen wir das Richtige am richtigen Ort? b) Prozessqualität beinhaltet die Art und Weise der Diagnostik. Die Frage ist, Machen wir das Richtige? c) Ergebnisqualität ist die Beschreibung der Güte der Behandlung, Verbesserung des Gesamtzustandes. Hier ist die Frage, „machen wir das richtig?
Qualitätsindikatoren sind Größen, die die nicht direkt messbare Qualität einer Einheit durch Zahlenverhältnisse abbilden. Zum Beispiel bei Risikoscreening, der Sturzrisiko Erfassung, der Gehgeschwindigkeits Erfassung oder der Gedächtnisleistungs Erfassung. Da im fortgeschrittenen Alter, mehr als 70 Jahre, die Mulitmorbidität (Mehrfacherkrankung) vermehrt vorkommt, ist zu differenzieren zwischen der Haupt- und den nachgeordneten Erkrankung/en unter Berücksichtigung der Vulnerabilität (Verwund- oder Verletzbarkeit) des geriatrischen Patienten. Die Aufgabenstellung lautet daher: Versorgungsqualität sichern. Prüfen, stimmen Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität mit vorgegebenen Kriterien für gute Qualität überein? Das heißt, Qualität messen, vergleichen und verbessern.

Ziel ist es, den/die Patienten/in weitestgehend selbstständig und aktiv nach Hause zu entlassen. Daher ist durch das Krankenhaus einzuleiten die soziale Versorgung mit zeitnahen Visiten oder Hausbesuchen. Umfängliche Erstellung des Medikamentenplans. Unterrichtung und eventuelle Einweisung in die Abläufe von Angehörigen oder Pflegenden. Die Organisation der notwendigen Heil- und Hilfsmittel sowie die eventuell notwendige Physiotherapie oder Inanspruchnahme der Sozialstation. Sollte der Zustand des/der Patienten/in eine Überweisung in ein Heim notwendig machen, so ist der anstehende Arztwechsel vorzubereiten, der Medikamentenplan zu erstellen, unvollständige Vorbefunde zu vervollständigen und die Mitbehandler zu informieren. Gerade bei den letzten zwei Punkten wird deutlich, das Teamarbeit das Vordringlichste ist. Hauptsache gesund – dieser Wunsch verliert für alte Menschen an Bedeutung. Hier heißt es: Hauptsache selbstständig!

2. „Geriatrie jenseits der Sektorengrenzen“ von Prof. Dr. Josef Hilbert – Geschäftsführender Direktor der IAT (Institut für Arbeit und Technik) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen Bocholt Recklinghausen

Prof. Hilpert, von Haus aus Geseker und ein wenig mit Brilon und dem Krankenhaus Maria-Hilf vertraut, sieht in dem Gesundheits- und Pflegebereich die heimlichen Helden der Arbeitsplätze (Beschaffung). In diesem Bereich ist hohe Qualität und die richtige Resource (Arbeitskräfte/Personalabteilung) zu verwenden. Im Laufe der Jahre sind übergreifend, sowohl räumlich als auch fachlich Gesundheitsregionen (Netzwerke) entstanden. Im HSK sind sowohl Versorgungsperspektiven als auch –lücken vorhanden. Um den Lücken zu begegnen ist die Wirksamkeit von Prävention und Rehabilitation zu erhöhen. Das bedeutet die Versorgung verbessern um Zuspitzungen zu vermeiden.

Die Schlüsselbaustelle ist hierbei die integrierte Versorgung. Um die allgemein Medizin und die Geriatrie zu stärken ist die Pflegearbeit wirksamer und produktiver zu machen. Von großer Bedeutung ist es, die Pflegearbeit und Pflegeberufe attraktiver zu machen. Es ist daher notwendig, neue Beschäftigungsgruppen für Soziales und Gesundheit zu gewinnen. Darüber hinaus ist die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern. Hierzu ist sowohl die Ehrenamtliche als auch die gemeinschaftliche Hilfe zu stärken. Die Digitalisierung stärker für Qualität und Wirtschaftlichkeit nutzen, das bedeutet mehr Geld für Gesundheit und Soziales einkalkulieren. „Die Deutsche Ökonomie wird nicht an höheren Ausgaben für Gesundheit und Soziales sterben, dieses wird sich auch im Portemonnaie des Bürgers spürbar zeigen.“ Wir werden neue Menschen für die Pflege gewinnen und gleichzeitig Hightec helfend einsetzen müssen.

Von Patienten ersehnt, von Experten empfohlen, in der Praxis „am Stottern“. Die mangelnde Koordination der Versorgung ist ansteigend. Die integrierte Versorgung ist eine vitale, kreative Großbaustelle von Gesundheitsregionen, nicht nur, aber oft auch mit Hilfe des Innovationsfonds. Ein positives Beispiel ist hier das „Kieler Modell“. Hier geht es nicht um die Regelversorgung, es ist aber ein, für Schleswig Holstein abgesichert, durch Verträge mit acht Krankenkassen aktiviertes Modell. Hieraus resultierend stellt sich die Frage ob ein solches Vorgehen auch für die Verbreitung anderer, gelingender Integrierter Versorgung Pilotprojekte sinnvoll sein kann.

Ein weiteres positives Objekt ist der Geriatrieverbund Dortmund, hier wirken die Leistungspartner aus den Bereichen Häusliches Umfeld, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und stationäre Reha gemeinsam daran die Selbständigkeit zu fördern. Nicht immer alle mit Volldampf, aber die kritische Masse (kleinste notwendige Menge, um positiv zu wirken) ist da. Eine bessere Versorgung für weniger Geld? Integrierte Versorgung – da gibt es Gesundheitsregionen, bei denen zahlt sich das schon aus – für Menschen wie für Krankenkassen.

Positives Beispiel ist die Region Kinzigtal in Baden-Württemberg. Von 2007 bis 2015 insgesamt 35,5 Millionen Euro Brutto Ergebnisverbesserung für die beteiligten Kassen (netto 10,9 Millionen Euro) für die teilnehmenden Patienten eine statistische Lebenserwartung Steigerung von 1,2 Jahren. Zum Ende seiner Ausführungen fasste Prof. Dr. Hilbert zusammen, das die Verantwortlichen sich um die Zukunft der Gesundheitsvorsorge und Pflege sorgen soll – in Deutschland generell, aber auch im HSK. Aber es gibt Handlungsmöglichkeiten – in Berlin, Düsseldorf und vor Ort. Die Integrierte Versorgung und vernetzte Geriatrie sind Schlüsselbaustellen, aber auch bei Prävention und Reha sind Handlungsmöglichkeiten „vor Ort“ und im Verbund absehbar. Die Kommunalpolitik aber gerade auch die Gesundheits- und Pflegeanbieter selbst sind gefordert. Viele in NRW machen sich auf, Zukunftspioniere zu werden. Kann auch Brilon und der HSK noch mehr Gas geben? Das Objekt Ambulant vor Stationär ist eine Möglichkeit.

3. „Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Ehegatten- und Elternunterhalt bei Pflegebedürftigkeit“ von Rechtsanwältin Ulrike Platner-Mühlenbein Brilon

Frau Platner-Mühlenbein wies die Anwesenden darauf hin, dass das Denken, meine Familie steht für mich ein, einerseits zwar löblich im Sinne von Sozial zu sein scheint, aber in der Wirklichkeit des Alters fehl am Platz ist. Jeder muss vorher festlegen wer in einem Notfall, oder des Zustandes der Nichtentscheidungsfähigkeit für ihn entscheidet. Eine erstellte Vorsorgevollmacht ist auch für die behandelnden Ärzte von Bedeutung. Hier gilt das klare Aussagen wichtig sind. Pflegeheime und Kurzzeitpflegen sind ebenfalls darauf angewiesen, sie müssen wissen wer der Ansprechpartner ist. Ist dieser nicht oder nicht ganz eindeutig benannt, so entscheidet das zuständige Amtsgericht wer der verantwortliche Betreuer ist. Um diese Situation auszuschließen, ist es wichtig mit der Verfügung nicht bis zum Ende zu warten. Denn mit der Vollmacht stellt der Verfügende für sich die Selbstständigkeit und Zuständigkeit fest.

Die große Sorge bei den Älteren, aber auch bei deren Kindern ist die mögliche Inpflichtnahme für Kosten in Pflege- oder Altenheimen. Für die Eltern treten die Kinder nur dann in die Pflicht, wenn sie monatlich mehr als 3.240,00 Euro, nach Abzug aller Nebenkosten haben. Es geht nicht um ein Bruttoeinkommen von 3.240,00 Euro. Bei einem alleinstehenden Kind ist dieser Betrag bei 1.800,00 Euro festgelegt worden zu den gleichen Kriterien wie oben genannt. Geplant durch die große Koalition und im Koalitionsvertrag benannt war für die Kinder eine Freisumme von 100.000,00 Euro, jedoch ist dieses noch nicht beraten oder gar in einen Gesetzestext gebracht worden.

4. „Der Notfallordner“ von Manfred Sack – Versicherungsbüro Brilon

Manfred Sack forderte die Anwesenden auf, Vorbereitung für den Tag X zu treffen, die Anlage des Notfallordners. Wer benötigt einen Notfallordner? Jede Generation über 18 Jahre. Die Anlage ist ein Ausdruck von Respekt und Wertschätzung um es den Liebsten, dem Partner oder der Familie einfacher zu machen. Frühzeitig vorsorgen, denn Vordenken ist besser als Nachdenken. Der Notfallordner ist Wegweiser und Informationsquelle für die Hinterbliebenen. Testament, Erbrecht und an Ehepartner und Kinder Vererben, Aufteilung des Nachlasses, Erben erster, zweiter und dritter Ordnung, Pflichtteilsregelung. Das Versicherungsbüro Sack führt im Monat Mai ausführliche Beratungen zu dem Notfallordner in seinem Büro durch.

5. „Fit bis ins hohe Alter – so geht Geriatrie im Krankenhaus Maria-Hilf“ von Chefarzt Dr. med. Heinrich Kerkhoff.

Der Chefarzt der Inneren Medizin legte erst einmal dar was Geriatrie ist. Sie ist das medizinische Fachgebiet für die Erkrankung alter Menschen. Das Charakteristikum des geriatrischen Patienten ist neben einem Alter über 65 Jahre, dass bei ihm die Selbstständigkeit durch mehrere Erkrankungen bedroht ist. Die Behandlung und Versorgung von älteren Patienten umfasst immer auch das Bestreben, sie mobil zu halten, sie zu motivieren und zu aktivieren. Bei der geriatrischen frührehabilitativen Komplexbehandlung, hier handelt es sich um eine Behandlung durch ein geriatrisches Team unter fachärztlicher Behandlungsleitung (eine Zusatzweiterbildung oder Schwerpunktbezeichnung im Bereich klinische Geriatrie ist erforderlich), werden ältere Menschen besonders aufwendig betreut.

Im Krankenhaus Maria-Hilf verfügen sowohl der Chefarzt des Inneren Dr. med. Heinrich Kerkhoff als auch die Oberärztin Dr. med. Anna Büttner über diese Zusatzweiterbildung. Im vergangenen Jahr hat das Städt. Krankenhaus Maria-Hilf durch das Land NRW die Zustimmung für eine eigene geriatrische Abteilung erhalten. Die geriatrische Abteilung verfügt mittlerweile über 30 Belegbetten.

Es werden intensive Rehabilitationsmaßnahmen durchgeführt mit dem Ziel, die Genesung zu beschleunigen und möglichst rasch einen hohen Grad an Selbstständigkeit des Patienten zu erreichen. Weiterhin gehört zu der Komplexbehandlung ein standardisiertes geriatrisches Assessment (engl. = Bewertung, Beurteilung, Einschätzung) in mindestens fünf Bereichen (Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition (= erkennen, erfahren, kennenlernen), Emotion, soziale Versorgung). Weiterhin gehören dazu ein schriftlicher wöchentlicher Behandlungsplan mit Teambesprechung, sowie die therapeutische Pflege durch Fachpflegepersonal. Der Einsatz von mindestens zwei Therapeutengruppen aus den Bereichen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie sowie phys. Therapie ist Bestandteil einer 14 tägigen Behandlung mit mindestens 20 Therapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten Dauer.

Die typischen Indikationen für die Komplexbehandlung teilen sich auf in die Bereiche internistische, chirurgische, orthopädische und neurologische Indikation. Es gehört weiterhin hinzu ein therapeutisches Team mit Altenpflegern, die sich zum Beispiel im Bedarfsfall um spezielles Besteck u. ä. kümmern, Krankengymnastik begleiten und im Bereich der physikalischen Therapie z. B. Anwendungen mit Elektro, Wärme oder Kälte durchführen können. Darüber hinaus stehen durch den Sozialdienst des Hauses drei Sozialarbeiterinnen im Bedarfsfall zur Verfügung.

Um eine Veranstaltung dieses Umfangs zu gestalten benötigt das städt. Krankenhaus Maria-Hilf natürlich Partner. Die Partner für diese Veranstaltung waren die Sparkasse Hochsauerland, die Volksbank Brilon Büren Salzkotten, die Kanzlei Rechtsanwälte Mühlenbein und Kollegen, das Sanitätshaus Löhr und die Versicherungsagentur Manfred Sack, die drei letzten aus Brilon und viele Mitarbeiter/-innen aus dem Krankenhaus Maria Hilf Brilon.

Quelle: Peter Kasper

Städt. Krankenhaus Maria-Hilf Brilon gGmbH   |   Am Schönschede 1   |   59929 Brilon