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,,Pfleger sind Helden"

01.03.2022

,,Pfleger sind Helden"

Vier junge Menschen werben für den Pflegeberuf und erzählen über ihren Alltag.

Pflege ist mehr denn je im Blickpunkt der Menschen – nicht zuletzt wegen der Pandemie, die aufgedeckt hat, welche immensen Schwierigkeiten es in den Pflegeberufen gibt und wie dringend Personal gebraucht wird. Gleichzeitig entscheiden sich immer weniger Menschen für einen Pflegeberuf. Dabei tragen diejenigen, die sich aktiv für den Job in der Pflege entscheiden, ein ganz anderes und selbstbewusstes Selbstbild vor sich her. Vier Auszubildende des Briloner Bildungszentrums für Gesundheitsberufe (BfG) am Krankenhaus Maria Hilf Brilon werden zu Ausbildungsbotschaftern. Sie gehen an Schulen und erzählen, wie sich ein Pflegeberuf anfühlt. Für die Westfalenpost sprechen die jungen Menschen offen über die anstrengenden Seiten des Berufs und wieso sie ihre Entscheidung dennoch kein bisschen bereuen.


Leonie Schlesiger (20): „Das Schönste ist, wenn ich jemanden glücklich machen kann“
Ich wollte schon immer gerne etwas mit Menschen machen. Ich habe vier oder fünf Praktika gemacht und mir war direkt klar, dass ich danach eine Ausbildung in der Pflege beginnen will. 2020 habe ich dann mit meiner Ausbildung hier begonnen, 2023 werde ich fertig sein. Ich bin froh, dass ich in diesem Beruf viele Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung bekomme. Ich mag die Abwechslung in dem Beruf, man hat keine Routine und muss sich immer wieder umstellen. Das ist schön, kann aber manchmal auch stressig sein. Herausfordernd wird es manchmal, wenn es mit Patienten Verständnisprobleme wegen verschiedener Sprachhintergründen gibt. Aber es ist immer schön, die einzelnen Geschichten und Menschen kennenzulernen. Das Schönste ist einfach, wenn ich jemanden glücklich machen kann. Wenn Menschen zum Beispiel nach einem schweren Eingriff wieder laufen lernen und man sieht und hört, wie dankbar sie sind, wenn wir dabei waren. Wenn ich nach Hause gehe, schalte ich aber ab. Das sollte man können. Für die Pflege wünsche ich mir definitiv eine bessere Bezahlung. Ich meine, in der Ausbildung hier verdienen wir sehr gut – besser als ich es von manchen anderen Stellen höre. Aber wir arbeiten dafür zwölf Tage am Stück, an den Wochenenden und an Feiertagen und erst seit Corona wird das auch gesehen. Gemerkt habe ich aber seit Pandemiebeginn keine Verbesserung und ich hoffe, wir werden nicht vergessen.


Yagmur Yilmaz (20): „Ich bin schon zum Kinderkarneval als Krankenschwester gegangen“
Ich war sehr glücklich darüber, dass unsere Lehrerin auf uns zugekommen ist und uns gefragt hat, ob wir Ausbildungsbotschafter werden möchten. Wir können so erzählen, was zu unseren Aufgaben gehört und wie wichtig unser Job ist. Ich bin schon zum Kinderkarneval immer als Krankenschwester gegangen. Es war also schon immer klar, dass ich mal in die Pflege gehe. Ich habe dann ein Praktika hier gemacht und damals alle Stationen kennengelernt. Das gefiel mir sehr. Ich finde es schön, hilfsbedürftigen Menschen zu helfen und übertrage das auch in mein Privatleben. Stressig finde ich höchstens die Zeiten, zu denen man manchmal aufstehen muss – aber das ist eigentlich das einzige, das ich an diesem Job bemängeln kann. Selbst an Feiertagen haben die meisten hier gute Laune. Dementsprechend wird uns Auszubildenden auch immer geholfen, gerade den Jüngeren hier. In Gesprächen schauen wir immer, was man besser machen könnte und besprechen Fehler. Ein Job in der Pflege ist eine kluge Entscheidung, denn es ist nie schwer, eine Anstellung zu finden und weil wir hier eine Ausbildung in der Generalistik machen, können wir auch an vielen anderen Stellen arbeiten. Pflege kann nicht durch Technik ersetzt werden, sie wird von Menschen gemacht. Sie ist ein Job mit sicherer Zukunft. Besonders schön ist die Wertschätzung der Kollegen, aber auch der Patienten hier. Manchmal hängt einem ein Fall noch nach. Wenn man auf die Arbeit kommt und sich erinnert: hey, da lag doch jemand auf Zimmer 328, wie ist es dem Patienten wohl ergangen? Ich frage dann bei meinen Kolleginnen und Kollegen nach.


Marielen Großmann (17): „Pflege ist toll, aber es fehlt oft an Zeit für die Menschen“
Einige aus meiner Familie sind in Pflegeeinrichtungen tätig und ich habe ohne Praktika hier meine Ausbildung angefangen. Ich wusste einfach, dass das etwas für mich ist. Natürlich kann der Job auf der Station stressig sein, aber die Wertschätzung und das Dankeschön auf den Patientenzimmern ist das wert. Auch die ambulante Pflege ist toll, aber es fehlt oft an Zeit für die Menschen. Man merkt manchmal, dass sie sich einsam fühlen und jemanden brauchen, der ihnen vorliest oder der mit ihnen Fernseh schaut. Sie haben oft gerne jemanden da, der vorbeischaut und guckt, ob alles gut läuft. Man bekommt sehr viel zurück. Ich bin gerade auf der Wöchnerinnenstation und die Mütter dort sind froh, wenn ich ihnen helfe und haben Verständnis, wenn ich etwas nicht sofort weiß. Alle sind offen und nett. Häufig wird es auch emotional, gerade bei Geburten, wenn Mütter zum ersten Mal ihr Baby im Arm haben. Diese Gefühle kann ich gar nicht in einen Satz packen. Jeder muss sich sein eigenes Bild von der Pflege machen.


Ahmad Saidi (21): „Pfleger werden als Helden gezeigt. Und sie sind auch Helden“
Ich wollte immer in der Pflege arbeiten, ich habe schon Familienmitglieder gepflegt und arbeite gerne mit Menschen. Ich mag ihre verschiedenen Geschichten und die verschiedenen Hintergründe. Das sorgt auch für Abwechslung, weil man viel mitbekommt und viel sehen und erleben darf. Es ist schön, den Menschen etwas Gutes zu tun und da zu sein. Sie zu unterstützen. Es ist ein richtig schöner Beruf, aber der Personalmangel macht es schwer – wir haben mehr Personal verdient. Wir haben besseres verdient. Natürlich ist es schön, dass durch Corona mehr gezeigt wird von unserem Beruf. Pfleger werden als Helden gezeigt. Die können viel mehr. Und sie sind auch Helden.

Claudia Hundertmark-Vogel ist Lehrerin für Pflegeberufe am BfG: „Wir können nicht immer laut sein, unsere Kraft brauchen wir für unsere Patienten.“

Claudia Hundertmark- Vogel, Lehrerin für Pflegeberufe am BfG über Pflege:
Das Projekt „AusbildungsbotschafterInnen NRW unterwegs für KAoA - Kein Abschluss ohne Anschluss“ koordiniert durch die Handwerkskammer Südwestfalen gibt es schon einige Zeit. Durch die gute Annahme des Angebotes an den Schulen des HSK hat die Projektkoordinatorin Bianca Weickardt (Handwerkskammer) die Kooperation mit den Pflegeberufen unterstützt. Die Ausbildungsbotschafter besuchen die Schulen im Rahmen des Unterrichts zur Berufsorientierung und stellen den Pflegeberuf aus Sicht der Auszubildenden vor. Hier soll ein erster Kontakt hergestellt und Interesse geweckt werden. Davon profitieren natürlich die Schüler, die dadurch eine Vielzahl verschiedener Berufe vorstellt bekommen und auch die Ausbildungsbetriebe, die alle auf der Suche nach interessierten Auszubildenden sind. Außerdem haben die Jugendlichen eine geringere Hemmschwelle, wenn nahezu Gleichaltrige vor ihnen stehen und nicht eine Lehrerin. Das, was unsere vier Auszubildende hier erzählen, ist ganz echt. Die Gefühle, die diesen Beruf begleiten, sind von Wertschätzung, Interesse am Menschen und großes Engagement geprägt. Natürlich lassen uns die Rahmenbedingungen an unsere Grenzen stoßen. Wir können nicht immer laut sein, unsere Kraft brauchen wir für unsere Patienten. In der Politik muss die Pflege noch mehr in den Fokus rücken - mehr Personal, das ist das Wichtigste! Trotzdem ist das hier ein Plädoyer für den Beruf. Pflege wird immer benötigt und ob es nun die stationäre oder ambulante Pflege oder etwas ganz anderes ist, dieser Beruf ist vielseitig und bringt so eine ganze besondere Freude und Zufriedenheit. Oft denken die Menschen, Pflegefachkräfte werden nicht wertgeschätzt oder der Beruf ist nur schlicht anstrengend. Es ist schön, von den Auszubildenden zu hören, dass sich das oftmals kritische gesellschaftliche Bild der Pflege für sie ganz anders - einfach gut - anfühlt.

Das Projekt und die BfG:
Der erste Termin der Ausbildungsbotschafter ist am 8. März an der Schule am Wilzenberg in Schmallenberg. Vorbereitet und begleitet werden die Termine durch die Projektkoordinatorin Frau Bianca Weickardt von der Handwerkskammer Südwestfalen.

Insgesamt 100 Ausbildungsplätze bietet das BfG, eine Aufstockung der Ausbildungskapazitäten im nächsten Jahr 2023 auf 150 Ausbildungsplätze ist mithilfe eines Anbaus geplant.

Die Ausbildung zur generalistischen Pflegefachfrau/ zum Pflegefachmann (3 Jahre) startet jeweils zum 1. Oktober eines Jahres (für das nächste Jahr ist ein weiterer Kurs zum 1. August 2023 geplant).

Die generalistische Ausbildung ist ein Zusammenschluss der früheren Ausbildungsberufe: Gesundheits- und Krankenpflege, Altenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Seit 2020 wird die Reform zur Ausbildung der Pflegeberufe umgesetzt. Zugangsvoraussetzung ist ein mittlerer Schulabschluss

Die Ausbildung zur Pflegefachassistenz (1 Jahr) startet in diesem Jahr zum 1. September und wird zukünftig jeweils zum 1. April und 1. September eines Jahres angeboten. Zugangsvoraussetzungen sind ein Hauptschulabschluss oder ggf. eine Eignungsprüfung des BfG auch ohne Schulabschluss (10-jähriger Hauptschul-/ Realschulabschluss).

Textquelle: Westfalenpost Brilon, Jana Naima Schopper (01.03.2022)

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