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Neues Herzkatheterlabor am Maria-Hilf Brilon

31.03.2023

Neues Herzkatheterlabor am Maria-Hilf Brilon

Mobiler Container installiert, der komplettes Herzkatheteruntersuchungslabor enthält.

Herzkatheter können in Brilon jetzt in einem Container gesetzt werden. Was so einfach und irgendwie nach Science-Fiction klingt, ist eine diffizile Angelegenheit – von der Installierung des Containers vor der Klinik bis hin zur Untersuchung des Patienten und des Einsetzens des Katheters. Prof. Dr. med. Michel Noutsias, Chefarzt der Kardiologie und leitender Arzt der Inneren Medizin am Krankenhaus Maria Hilf Brilon, nimmt sich bei einem Besuch in dem großen weißen Container Zeit, um genau zu erklären, was in diesen vier Wänden geschieht.

„Baujahr 2021“, sagt Michel Noutsias und macht eine einladende Geste durch den schlauchartigen Raum. Alles hier wirkt steril, neu, topmodern. Ein großer Bildschirm hängt von der Wand hinunter, direkt daneben der Untersuchungstisch. Darüber ein Röntgengerät. „Die Herzkathetereinheit kann – bei deutlich geringerer Strahlung – detailliertere Aufnahmen auf den Bildschirm schicken“, erklärt Michel Noutsias. „Das System ist wegweisend in der Strahlenreduktion, was nicht nur vorteilhaft für den Patienten ist, sondern auch für die Ärzte*innen und das Pflege-Personal, denn wir sind ja kumulativ dieser Strahlung ausgesetzt.“ Michel Noutsias deutet auf den Bildschirm. „Hier werden dann die Ultraschallbilder, das EKG und die Vitalwerte während der Untersuchung angezeigt. Die Bilder des Ultraschalls werden rein digital verrechnet und im Vergleich zu der aktuellen Präzision hatten wir vor 30 Jahren nur Schneegestöber auf dem Film.“ Hinter der weißen Wand vor Kopf ist die Technik des Containers versteckt. „Ein Drittel des Containers macht die Technik aus. Sie sorgt dafür, dass die Luft hier antibakteriell gefiltert wird.“ Prof. Dr. Michel Noutsias tritt an das Steuerungspult. „Hiermit steuern wir unseren fliegenden Teppich“, sagt er mit einem Schmunzeln. Nicht nur der Untersuchungstisch lässt sich damit hoch- und runterfahren, auch das Röntgengerät kann in beliebige Winkel verstellt werden. Michel Noutsias drückt einen Knopf. Auf dem Bildschirm erscheint eine Großaufnahme von Delfinen, einem Mantarochen, kleinen Fischen unter dem Meer. „Und das ist ein tolles Feature, damit die Patienten sich entspannen können, während sie für die Untersuchung vorbereitet werden.“ Der Kardiologe lächelt. Die zahlreichen Vorteile, die der Container ihm für seine Arbeit bietet und die er aufzählt, begeistern ihn sichtlich.

Es ist nicht das erste Mal, dass er in einem mobilen Container arbeitet. Schon 1998 habe er erste Erfahrungen damit gemacht. Ende letzten Jahres schlägt er in Brilon diese Lösung vor – vorübergehend, bis die zwei neuen Untersuchungslabore final im Krankenhaus gebaut sind. Er stößt auf offene Ohren, sowohl bei der Geschäftsführung als auch bei der Stadt. „Ein solcher Container ist am schnellsten beschaffbar und kann auch viel schneller installiert werden als eine bauliche Lösung.. Die Containereinheit wurde in rund drei Monaten aufgestellt.“ Einfach sei das aber nicht. Man müsse eine Konstruktion errichten, mit der der Container mit der Klinik verbunden wird. Bodenrichtwerte in trocknem und nassen Zustand müssen genauestens berechnet werden, bevor der Schwertransporter vor die Klinik fährt und den Container zentimetergenau abstellt. „Das muss sehr präzise erfolgen“, erklärt Michel Noutsias. Sobald der Container steht, wird dieser an das Strom- und Computernetz angeschlossen und baulich abgenommen. „Wir hatten schon die ersten Testläufe und das Personal hat sich ebenfalls mit dem neuen Untersuchungslabor vertraut gemacht“, so Michel Noutsias.

Geplant sind, in dem Herzkatheteruntersuchungslabor Koronarangiographien durchzuführen. Das sind spezielle Formen von Röntgenuntersuchungen, bei der die Herzkranzgefäße abgebildet werden. Über einen Herzkatheter wird ein Röntgenkontrastmittel in die Herzkranzgefäße injiziert. Mit den Röntgenstrahlen werden diese sichtbar. Tatsächlich führt Michel Noutsias diese Untersuchung minimalinvasiv durch. Mit nur einer örtlichen Betäubung an Armen oder Beinen wird der Herzkatheter an den Gliedmaßen eingeführt und mithilfe eines Drahtes bis zum Herz navigiert, wo er sich andocken kann – vereinfacht erklärt. „Diese Untersuchung braucht keine Vollnarkose. Wir können uns mit den Patienten unterhalten.“ Der Mediziner betont, dass diese Art der Untersuchung sehr viel Erfahrung brauche. „Man muss genauestens über die generelle, aber auch individuelle Anatomie des Patienten Bescheid wissen und sehr viel Erfahrung mitbringen.“ In dem Container-Untersuchungslabor können aber auch andere Untersuchungen erfolgen, wie beispielsweise das Setzen von Ballonstents, um verengte Gefäße zu behandeln. Auch die rhythmologischen Untersuchungen, die Ablationstherapie, der Einsatz von Schirmchen in Herzhöhlen und Herzklappenkorrekturen werden durchgeführt.
„Es ist großartig, dass wir den Patienten im Hochsauerlandkreis diese fortschrittlichen Verfahren in dieser modernen Herzkatheter-Anlage jetzt anbieten können.“ sagt Michel Noutsias.


Zur Person:
Prof. Dr. Michel Noutsias findet in seiner neuen Aufgabe Erfüllung. Seit Jahresbeginn ist der Herzspezialist am Krankenhaus Maria Hilf Chefarzt der Kardiologie und leitender Arzt in der Inneren Medizin. Schon jetzt bewegt er die Gesundheitsversorgung der Stadt – und das nicht nur, weil dank ihm ein Container vor der Klinik steht.
Michel Noutsias hat an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf studiert und ist als Professor an der Martin-Luther-Universität weiterhin akademisch eingebunden. Schon früh hat Michel Noutsias gespürt, dass es ihn in die Kardiologie zieht. „Es ist zum einen der am schnellsten wachsende medizinische Bereich. Zum anderen ist eine Erkrankung am Herzen die am häufigsten auftretende Erkrankung in zunehmendem Alter.“ Eine kardiologische Intervention oder Operation kann darüber entscheiden, ob der Patient weiterleben kann, oder nicht. Eine große Verantwortung, die Michel Noutsias spürt – aber mit der er umgehen kann. „Aber natürlich findet auch eine Internalisierung statt. Der Beruf wird schnell zum Lebensinhalt.“

Zuletzt war Noutsias kommissarischer Chefarzt am Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg und am Universitätsklinikum Halle. Zuvor war er an den Universitätskliniken in Marburg und Jena, auch an der Charité Berlin. Große Städte, große Kliniken. Warum dann ausgerechnet Brilon? „Mich hat die Position des Chefarztes gereizt“, sagt er. „Ich freue mich sehr darauf, diese Aufgabe hier in Brilon zu erfüllen. Es gibt einen erheblichen Versorgungsauftrag, der hier ausgefüllt werden muss.“ Gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Krankenhauses, René Thiemann, habe er sich mit seiner Anstellung einer Priorisierung des Bereiches rund um die Kardiologie angenommen. „Das ist eine voluminöse und komplexe Aufgabe.“ Dazu gehöre, ärztliches und Pflegepersonal zu akquirieren und diese hier auch auszubilden. „Ich stoße hier auf sehr förderliche Strukturen, die mich positiv beeindruckt haben. Wir haben viel erreicht und zahlreiche weitere Schritte stehen uns noch bevor.“ Dazu gehört auch der Ausbau der kardiologischen Prozeduren und eine Kooperation mit dem Herzzentrum Bad Rothenfeld, die auf einem engen kollegialen Miteinander beruht. „Außerdem herrscht hier eine tolle Willkommenskultur“, sagt Noutsias.

Geschäftsführer René Thiemann freut sich, gemeinsam mit Prof. Dr. Michel Noutsias und seinem Team die Kardiologie am Städt. Krankenhaus Maria-Hilf Brilon zu einer festen Größe für den Hochsauerlandkreis auszubauen.

Quelle: Jana Naima Schopper, Westfalenpost Brilon


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